Ein Projekt für Straßenkinder in Kalkutta/Ostindien

Entstehungsgeschichte

Das Don Bosco Ashalayam (Sanskrit für „Heim der Hoffnung") wurde am 2. Januar 1986 im Elendsviertel Pilkhana (Kalkutta-Howrah) von dem indischen Sozialarbeiter und Angehörigen des Ordens der Salesianer, Father Anthony Thaiparamhil, gegründet. Er hatte bereits einige Jahre Jugendliche im Gefängnis von Howrah betreut, bevor er sich entschloss, mit 14 Jugendlichen, die sich durch ihre eigene Arbeit an der Finanzierung beteiligten, ein Haus zu kaufen, um dort mit ihnen gemeinsam zu leben. Grundlegend für ihn war jedoch die Voraussetzung, dass die Kinder und Jugendlichen sich aus freien Stücken für ein Leben in dieser Gruppe entschieden. Sein Ziel war, den Jugendlichen beim Aufbau einer eigenständigen beruflichen Existenz zu helfen und deren Selbstverantwortung zu bestärken um die Reintegration von Mitgliedern einer ausgegrenzten Gruppe in die Gesellschaft zu ermöglichen. 

Die Tradition dieses Gedankens wird bis heute von indischen Sozialarbeitern fortgeführt und im Laufe der Jahre entstand ein beispielhaftes Projekt für die Arbeit mit indischen Straßenkindern. 

Ziele

Ziel des Don Bosco Ashalayam (sanskr.: Heim der Hoffnung) ist die Betreuung von Straßenkindern und das Angebot sozialer Dienstleistungen, wie z. B. medizinische Versorgung, Übernachtungsmöglichkeiten, Beratung, Unterstützung beim Versuch, die eigene Familie wieder ausfindig zu machen, und Hilfen bei der Rückkehr. Außerdem wird Reintegration in die Gesellschaft und Rehabilitation in verschiedenen Heimen geleistet. Grundlage ist hierbei die Pädagogik Don Boscos. 

Umsetzung der Don-Bosco-Pädagogik im Ashalayam

Klima der Freiheit: 

Ein Leben im Ashalayam zu führen beruht auf der freien Entscheidung des Kindes, möchte bzw. kann sich ein Kind nicht einem „geordneten Lebensstil" anpassen, so bleibt es ihm überlassen wieder auf die „Straße" zurückzukehren. Ein Hin- und Zurück ist oft notwendig um sich zwischen zwei Lebensformen entscheiden zu können. 

Klima des Vertrauens und die Schaffung einer Familienatmosphäre: 

Ashalayam versucht für die Kinder ein Familienersatz zu sein. Die Mitarbeiter teilen das Leben der Kinder rund um die Uhr: gemeinsames Essen, gemeinsam spielen und arbeiten, auch übernachten die Patres und Mitarbeiter im Schlafsaal der Kinder. Misstrauen und Vorbehalte der Kinder den Erwachsenen gegenüber sollen dadurch nach und nach abgebaut werden. Die vorbeugende Pädagogik Don Boscos mit ihrer Vorstellung einer ständigen Präsenz bei den Kindern hofft Probleme von vornherein zu begegnen, damit Bestrafungen vermieden werden können. 

Bescheidene Lebensbedingungen: 

Es ist wichtig, dass sich das Kind im Ashalayam Alltag an Lebensbedingungen gewöhnt, denen es später in der realen Arbeitswelt begegnen wird, so ist der Alltag von „Einfachheit" geprägt. 

Ständiger Dialog: 

Das persönliche Gespräch mit den Kindern steht im Ashalayam im Vordergrund, es finden regelmäßige Treffen der Teams, der Werkstättengruppen und der jungen Arbeitnehmer statt. 

Identität des Kindes: 

Jedes Kind erhält einen Lichtbildausweis des Ashalayams. Dieser wird inzwischen von der Polizei anerkannt, man hofft dadurch die Kinder auf den Straßen vor Polizeirazzien zu schützen. 

Großen Wert wird im Ashalayam auch auf die gegenseitige Achtung der Religion und Herkunftskultur der Kinder gelegt. In diesem Sinne soll gelernt werden, Unterschiede zu verstehen und zu akzeptieren. 

Priorität der Erziehung zur Verantwortung: 

Das Kind ist der eigentliche Handlungsträger des täglichen Lebens: es kocht, reinigt, kümmert sich um Tiere und Garten, um seine Werkstatt und beteiligt sich an den wichtigsten Entscheidungen. Es ist in alle Stufen einer Projektarbeit integriert: Das Ashalayam arbeitet nicht für die Straßenkinder, sondern mit ihnen. Das Ashalayam lehnt es ab, die Kinder zu Hilfeempfängern zu degradieren. Das Ashalayam ist also kein goldenes Paradies, sondern eine echte Schule des Lebens! 

Ergänzungsprogramme

  • Präventivmaßnahmen in Familien, deren Kinder auf dem Weg ins Straßenkinderdasein sind (Familien auf Bürgersteigen, in bestimmten Elendsvierteln). Um Kinderarbeit vorzubeugen, erhalten diese Kinder Schulstipendien.
  • Übernahme von Kranken, körperlich und geistig Behinderten sowie Sterbenden auf den Straßen, um sie in verschiedene Versorgungseinrichtungen zu bringen.
  • Aufbau eines Dokumentationszentrums über Straßenkinder in Indien.
  • Entwicklung einer Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen. Behörden, Institutionen, der Polizei und ortsansässigen Firmen
  • KALYANI - Aufbau eines landwirtschaftlichen Projektes 65 km außerhalb von Kalkutta. Psychischkranken und benachteiligten Jugendlichen soll eine Ausbildung in der Landwirtschaft ermöglicht werden. Es soll ihnen eine intensivere Betreuung zuteil werden, außerdem garantieren ihnen Gemüseanbau und Tierhaltung ein Einkommen.